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  Die Vierzehen Landschildkröte 08.05.2024 22:56 (UTC)
   
 

 
Kurz zur Erklärung, normalerweise haben Schildkröten 5 Zehen deshalb heißt diese Art (aufgrund der 4 Zehen) Vierzehenschildkröte oder Vierzehen Landschildkröte.




Die Vierzehenschildkröte (Testudo horsfieldii) wurde 1844 von John Edward Gray beschrieben. Man erkennt sie an dem ovalen bis kreisrunden Rückenpanzer, der insgesamt deutlich flacher ist als bei allen anderen Testudo-Arten. Die Färbung reicht von gelblich über oliv bis braun mit verschieden großen dunklen Flecken. Sehr alte Tiere können fast schwarz (Afghanistan), aber auch fast zeichnungslos gelbbraun sein. Die Weichteile sind gelb bis braun, der Schwanzschild ungeteilt und an den kräftigen Vorderbeinen befinden sich, im Gegensatz zu den anderen Testudo-Arten, grundsätzlich nur vier Zehen, die sehr kräftige Krallen tragen. Die Art erreicht eine Größe von 15 cm (Männchen) bis etwa 25 cm, sehr selten 28 cm Körperlänge (Weibchen) und wiegt dann etwa 500 g bis zwei Kilogramm.

 
Schutzstatus und Gefährdung
Seit 1975 untersteht diese Art dem Washingtoner Artenschutzabkommen, wo sie in Anhang II gelistet wurde. Die Artenschutzverordnung der Europäischen Union listet die Art in Anhang B. Daraus folgt, dass sie nur als Nachzucht und nur mit einem Herkunftsnachweis den Besitzer wechseln darf, in dem ausgewiesen ist, wo und wann die Schildkröte nachgezüchtet wurde. Weiterhin sind die Tiere innerhalb der EU bei der örtlich zuständigen Artenschutzbehörde meldepflichtig (= kostenlos).
Von der IUCN wird die Vierzehenschildkröte als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.
 
Verbreitung
Die Tiere besiedeln die Region westlich des Kaspischen Meeres über Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan und südwärts bis Ost-Iran, Nord-Afghanistan, Pakistan und West-Belutschistan bis hinein in das westliche China. Nach ihrem Hauptverbreitungsgebiet ist sie eine asiatische Art. Es gibt jedoch ein Vorkommen südlich von Kuibyschew. Damit wäre sie die am nördlichsten vorkommende Testudine. Die Vierzehenschildkröte heißt auch Steppenschildkröte, denn sie bewohnt ausgesprochen aride, teilweise steinige Landstriche wie auch Lehmsteppen. Ein dritter Name für sie ist immer noch geläufig, nämlich Russische Landschildkröte, da die Hauptexportländer Kasachstan und Usbekistan ursprünglich zu Russland gehörten. In den Siebziger- und Achzigerjahren bis heute wurden und werden die Tiere in großen Mengen eingesammelt und exportiert.
 
Lebensweise
Die kräftigen Krallen an den starken Vorderbeinen und der flache Panzer erleichtern ihr das Graben bis zu zwei Meter langer Gänge, die wiederholt genutzt werden. Nachts, bei großer Hitze, während der Sommer- und der Winterruhe zieht sie sich in diese zurück, da sie Sicherheit vor Fressfeinden bieten und die Temperaturen in der Erde relativ konstant bleiben. Oft sieht man sie morgens bei ungewissem Wetter abwartend am Höhleneingang sitzen. Das im Verbreitungsgebiet vorherrschende, sommerheiße und trockene, sowie winterfeuchte und eiskalte Kontinentalklima mit großen täglichen und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen bis zu 40 °C und den Hochsommer über oft völlig ausbleibenden Regenfällen verlangt den Tieren in ihren kargen Lebensräumen eine enorm große Anpassungsfähigkeit ab.
Die Winterruhe ist Mitte bis Ende März vorbei. So hart und kalt die Winter sind, so schnell und übergangslos bricht die warme Jahreszeit mit einer anfangs ausgiebigen Pflanzenfülle herein. Nur drei bis fünf Monate stehen diesen Schildkröten zur Verfügung, um zu fressen, zu wachsen und sich zu vermehren. Schon im Frühsommer machen die hohen Tagestemperaturen und die beginnende Trockenheit die Futtersuche tagsüber immer schwerer, so dass die Schildkröten die Morgen- und Abendstunden dafür nützen müssen. Im Hochsommer ist es in vielen Lebensräumen so heiß und trocken, dass sich die Tiere wegen Futtermangel und der Hitze zu einer ein- bis zweimonatigen Sommerruhe (Ästivation) zurück ziehen und, wenn überhaupt, erst im September wieder erscheinen. Den kurzen Zeitraum bis zur Winterruhe nützen sie nochmals zur ausgiebigen Futtersuche, bis sie sich Mitte bis Ende Oktober wegen der nächtlichen, oft sehr kräftigen Minustemperaturen wieder in die Winterruhe begeben. Besonders Testudo horsfieldii ist eine Schildkrötenart, die in freier Natur enorm große Reviere besiedelt. 10 Hektar für ein Männchen und bis zu 30 Hektar für ein Weibchen sind üblich. Die Schildkröten begegnen sich deshalb nur selten. Gerade diese Umstände machen die Steppenschildkröte aber zu einer stark spezialisierten Art, die mit der üblichen Haltungsweise einer europäischen Landschildkrötenart auf Dauer nicht zurecht kommt.
 

Fortpflanzung
Agrionemys horsfieldii, DNZ 2005
Wann immer ein Männchen ein Weibchen erblickt, nähert es sich werbend dem Weibchen. Mit weit ausgestrecktem Hals und auf- und abnickendem Kopf umrundet der potenzielle Paarungspartner seine Auserkorene. Schließlich beisst er sie in die Vorderbeine, um sie zum Stillhalten zu zwingen. Die Männchen besitzen in der Regel einen viel längeren Schwanz mit einem hornigen Schwanznagel, der bei zu häufigen Paarungsversuchen beim Weibchen schwere Verletzungen in der Kloakenregion verursachen kann. Während der Kopulation nimmt das Männchen eine fast senkrechte Position hinter dem Weibchen ein. Gleichzeitig öffnet das Männchen das Maul, die rote fleischige Zunge wird sichtbar und es stößt piepsende Laute aus. Die Weibchen legen etwa zwei bis vier Wochen nach der Paarung erstaunlich große Eier ab, in der Regel 2–5 (bis zu maximal 9) Stück. In der Form sind diese länglich-oval, etwa 35-40 Millimeter lang und etwa 15–20 g schwer (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel). Die fast runden Jungtiere schlüpfen bei künstlicher Bebrütung der Eier bei 28–32 °C nach sechzig bis maximal 100 Tagen. Eine einzige erfolgreiche Paarung genügt, um die Eier für mehrere Gelege zu befruchten. Deshalb und wegen der enormen, fast schon lästigen Paarungslust der Männchen ist es sinnvoll, in menschlicher Obhut Männchen und Weibchen außerhalb der eigentlichen Paarungszeit von einander getrennt zu halten, um eine stressfreie Haltung sicherzustellen.
 
Nahrung
Die extrem kargen natürlichen Lebensverhältnisse sind in den Tieren so stark verankert, dass sie auch in menschlicher Obhut alles an Futter nützen, was sie erlangen können. Deshalb neigen sie besonders stark zur Fettleibigkeit. Das kann so weit gehen, dass die Weichteile aus dem Panzer hervorquellen und sie letztendlich an Leberverfettung sterben. Sie fressen auch noch bei relativ niedrigen Temperaturen. Vor allem im Frühjahr ist ihr Appetit enorm groß. Hauptnahrung muss deshalb eine kontrollierte Menge einer ausgewogenen Mischung aus stark rohfaserreichen Wildkräutern und daraus hergestelltem Heu sein. Das Futterangebot sollte, dem natürlichen Lebensraum entsprechend, dem Sommer zu immer geringer und rohfaserreicher werden. Gern gefressen wird Löwenzahn, Wilde Malve, Wegerich, Klatschmohn, aber auch Brombeerblätter, Glockenblume, Lichtnelke, Wicke, Erdbeerblätter uvm. Auch faseriger Lauch und Blätter von Linde oder Weide werden gerne angenommen. Auf Salat sollte man nur in Ausnahmefällen zurückgreifen (zu ballaststoff-, vitamin- und mineralstoffarm, zu eiweißreich) - nur wenige Sorten sind annähernd geeignet (Romana, Rucola, Italienischer Riesenlöwenzahn). Bei der Auswahl der Futterpflanzen kommt es ganz besonders auf einen hohen Rohfaseranteil über 20 Prozent und einen recht niedrigen Protein-Anteil unter 10 Prozent an. Obst und Gemüse gehören nicht auf den Speiseplan. Zusätzlich sind die Tiere auf eine ausreichende Kalzium-Versorgung angewiesen. In freier Natur geschieht dies über mineralhaltigen Boden, Knochen oder Schneckenhäuser. In menschlicher Obhut sollten Sepiaschulp oder abgekochte Eierschalen separat zum Benagen angeboten werden, was gleichzeitig auch den Hornschnabel in der richtigen Form hält.
 
Haltung
Bei unserem mitteleuropäischem Klima hält man sie in ähnlicher Weise wie die Griechische Landschildkröte, die Maurische Landschildkröte und die Breitrandschildkröte, jedoch müssen den Steppenschildkröten tagsüber höhere Temperaturen und grundsätzlich bodentrockenere Bedingungen angeboten werden. Das erreicht man nur mit einer Haltung in einem gut beheizbaren Gewächshaus mit angeschlossenem Freilandgehege. Wichtig ist bei der Art auch eine besonders gute Absicherung gegenüber Untergraben oder Überklettern der Freigehegeumfriedung. Die Tiere sind flinke Gräber und noch geschicktere Kletterer. Die Überwinterung ist problematischer als bei den europäischen Arten, da sich T. horsfieldii bei zu kalter Haltung oft schon Ende August oder im September vergräbt und bis zum Frühjahr nicht mehr herauskommt. Die Freilandüberwinterung ist aber bei uns wegen der Empfindlichkeit gegenüber Bodenfeuchte mit starken Risiken verbunden. Dennoch benötigen die Tiere eine vier- bis fünfmonatige Winterruhe (Jungtiere evtl. etwas kürzer), möglichst bei konstanten 2–4 °C. Diese Zeit verbringen die Tiere am besten in einem eigens dafür vorgesehenen Kühlschrank oder in einem entsprechend temperierten Keller. Die Überwinterung sollte in nicht ganz staubtrockener Erde, mit Buchenlaub abgedeckt, bei einer Luftfeuchtigkeit um die 70 Prozent stattfinden. Zu bodennasse Überwinterung (ebenso wie zu nasse Haltung im Freiland) fördert besonders bei dieser Art Panzer-Nekrosen (Absterben von Panzergewebe).
Gerade dieser Schildkrötenart wird ihre kurzfristige Anpassungsfähigkeit an karge und unwegsame Bedingungen und ihre daraus resultierende Zähigkeit leicht zum Verhängnis, weil dies vom Halter oft als vermeintliche Robustheit ausgelegt wird. Diese Fehlmeinung bewirkt, dass die Tiere oft sehr lange Zeit unter imgrunde unakzeptablen und nicht artgerechten Bedingungen überleben, bis sie schließlich "plötzlich" versterben.
Immer wieder werden Vierzehenschildkröten leider von inkompetenten Personen als Griechische Landschildkröte oder als Maurische Landschildkröte angesehen und als solche angeboten oder verkauft. Das hat zur Folge, dass die arttypischen Haltungsanforderungen oft nicht berücksichtigt werden.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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